Montag, 15. Dezember 2008

Reise nach Syrien + in den Libanon: 6. Tag

Um den Sonnenaufgang auf keinen Fall zu verpassen, war heue Morgen frühes Aufstehen angesagt. Bei eisiger Kälte (der Boden war noch gefroren!) machte ich mich sofort auf in Richtung der Ruinen von Palmyra. Und wieder konnte ich die überwältigende Kulisse (fast) für mich alleine geniessen:-) Es ist unbeschreiblich, was es da alles für Burgen, Tempel, Theater, Säulenstrassen, Turmgräber etc. zu bewundern gibt und immer wieder habe ich mich gefragt, wie es möglich war, eine solche Stadt vor fast 2000 Jahren mit den damals zur Verfügung stehenden Mitteln zu erbauen! Das frühe Aufstehen hatte sich absolut gelohnt, der sich ständig verändernde Sonnenstand liess die Ruinen immer wieder in einem anderen Licht erscheinen. Der langsam untergehende Mond und die traumhafte Umgebung verschönerten den Anblick noch zusätzlich. Zum Schluss joggte ich noch auf einen nahegelegenen Hügel, genoss die super Aussicht und konnte mir einen Überblick über die gigantische Ruinenstadt verschaffen:-) Dies war ganz bestimmt die beeindruckendste, von Menschenhand geschaffene Sehenswürdigkeit, die ich je besichtigt habe!
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Da der Bus von Damaskus nach Amman bereits um 14.30 Uhr abfahren würde, musste ich nun schleunigst zurück ins Hotel, meine Sachen zusammenpacken und einen Bus oder ein Servic-Taxi nach Damaskus suchen. Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt... Wieder beim Hotel angelangt, stand ich vor verschlossener Türe:-( Alles Poltern und Klingeln half nichts, weder der Hotelbesitzer noch irgendwelche anderen Hotelgäste (wie war das nun mit Hochsaison?) liessen sich blicken. Nach einiger Zeit tauchte ein Kollege des Hoteliers auf, der konnte aber auch nicht viel Anderes tun, als ebenfalls zu poltern und zu klingeln (an der Hoteltüre und an seinem angeblichen Zuhause) und seinen Namen zu schreien... Den etwas später dazugestossenen Bruder des Hotelbesitzers schien die Sache nicht sonderlich zu interessieren. Nach einer guten Stunde Warten sah ich keine andere Möglichkeit mehr, als mir mit Gewalt den Weg ins Hotel zu ebnen! Der erste Versuch scheiterte: Die Glasscheibe war stärker als vermutet und hielt dem Stein stand... Aber meine Ideen waren noch nicht ausgeschöpft: Mit einem kräftigen Fusstritt liess sich die Türe öffnen, d.h. das Schloss ging in Brüche;-) Es tut mir zwar leid für den Hotelier, aber nach mehr als einer Stunde ausharren, sah ich keine andere Lösung... Und eigentlich sollte man auch davon ausgehen können, dass ein Hotel (welches angeblich auch Frühstück serviert...) spätestens um 09.00 Uhr geöffnet sein sollte!
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Jetzt hiess es möglichst schnell alle Sachen zusammenzupacken und die Flucht zu ergreifen! Nicht dass der Hotelier vielleicht doch noch aus seinem Tiefschlaf erwacht und plötzlich aufkreuzt... Nach einem kleinen Irrweg bin ich dann beim Busbahnhof von Palmyra angelangt und musste feststellen, dass es mit einer Busreise nach Damaskus nichts wird. Bald fand sich aber ein Service-Taxi zu einem angemessenen Preis. Es folgte unendlich langes Warten bis das Taxi losfahren konnte, denn der Fahrer wollte nicht abfahren, bis wirklich der allerletzte Platz in seinem Van besetzt war. Nach fast zwei Stunden sassen 13 Leute (inkl. Fahrer und einem Kleinkind) im Taxi und die Fahrt konnte nach dem Auftanken des Wagens endlich beginnen. Der gemächliche Fahrstil des Taxifahrers überzeugte mich überhaupt nicht und auch sonst war die lange Fahrt eine ziemliche Qual. In den engen Sitzen begannen bald die Beine zu schmerzen und lange versuchte ich krampfhaft das viele Wasser zurückzuhalten (welches ich beim Warten unüberlegt getrunken hatte), bis ich einfach nicht mehr konnte und mitten in der Wüste einen Pisshalt verlangte;-)
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Natürlich hatte ich den reservierten Bus von Damaskus nach Amman zwar knapp, aber eben doch verpasst:-( Glücklicherweise sind aber von Palmyra nach Damaskus zwei nette Jordanier mit ihrem Kleinkind mitgefahren und so konnte ich mit ihnen ein Service-Taxi teilen. Bereits nach kurzer Zeit, an einer Raststätte etwas ausserhalb von Damaskus holten wir dann sogar “meinen“ Bus ein und ich freute mich schon, doch noch per Bus nach Amman zu kommen! Daraus wurde leider nichts, weil mein Sitz noch einmal verkauft wurde... Ob ich das Geld (oder zumindest einen Teil davon) noch zurückbekomme, werde ich noch abklären! Die Heimfahrt nach Amman verlief erfreulicherweise völlig problemlos. Die Grenzkontrollen sind aber für einen Schweizer, der sich eher gewöhnt ist durch Europa (auch mal ohne Ausweis;-)) zu reisen, doch ziemlich fremd: Jedes Auto, das ganze Gepäck und teilweise auch die Fahrer werden gründlich durchsucht.
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Fazit dieser einwöchigen Reise: Es war eine äusserst interessante, sehr eindrückliche, aber auch ziemlich anstrengende Tour! Sie hat eigentlich all meine bisherigen Reisen an Intensität übertroffen. Ich freue mich, bei nächster Gelegenheit wieder etwas gemütlicher, nämlich auf zwei Rädern unterwegs zu sein:-) Eine Velotour empfinde ich als deutlich einfachere Reisevariante! Aber vielleicht werde ich auch einfach nur älter...
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