Montag, 15. Dezember 2008

Reise nach Syrien + in den Libanon: 3. Tag

Bevor ich Damaskus in Richtung Libanon verliess, wollte ich noch die Umayyad Moschee - eine der bedeutendsten des gesamten Islams - besichtigen. Mein frühes Aufstehen lohnte sich aber nicht, eine Besichtigung sollte erst ab 10.00 Uhr möglich sein. So vertrieb ich mir die Zeit zusammen mit einer Türkin aus dem selben Hotel beim Teetrinken und Glacéessen. Sie wartete ebenfalls auf die Öffnung der Moschee, wobei ihr mitgeteilt wurde, dass sie bereits um 09.00 oder 09.30 Uhr die Pforten öffnen sollte. Um 10.00 Uhr hiess es dann, der Eingang werde erst um 10.15 Uhr geöffnet und dann wurde mir mitgeteilt, das Ganze verzögere sich bis um 11.00 Uhr... Schade, ein bisschen genervt musste ich die Besichtigung fallen lassen und mich an der Eingangstüre mit einem kurzen Blick ins Innere der Moschee begnügen, da mein Bus nach Beirut bereits um 12.00 Uhr losfahren sollte!
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Am Busbahnhof angekommen, musste ich mit Entsetzen feststellen, dass mein Bus bereits abgefahren ist! Nachdem bereits gestern die Busse einige Minuten zu früh losgefahren sind, hat er heute nun genau eine halbe Stunde vor der eigentlichen Abfahrtszeit den Busbahnhof verlassen... Mir wurde zwar schon mitgeteilt, dass ich mich etwa eine halbe Stunde früher im Busbahnhof einfinden soll, was ich dann auch getan habe. Aber dass er dann gleich ohne mich losfährt, hätte ich nicht für möglich gehalten! Nach dem ersten Schrecken stellte sich aber bald heraus, dass der Bus nach einer Ehrenrunde zum Auftanken noch einmal am Busbahnhof vorbeikommen wird und ich ihn so doch noch erwischen sollte:-)
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Die Fahrt selber verlief dann auch ziemlich abenteuerlich... Zuerst musste ich feststellen, dass alle Plätze besetzt sind und ich zwischen die Sitzreihen gequetscht auf dem Boden sitzend oder stehend die Fahrt überstehen musste! Die hilfsbereiten Einheimischen mochten dem aber nicht zusehen und baten mir mehrfach einen Platz an:-) Schliesslich war es nicht mehr möglich, dieses Angebot abzulehnen und ich durfte mich neben einen jungen Syrier setzen, währenddem sein Kollege auf der Sitzlehne Platz nahm. Bald löste sich das Problem aber vollends, da zwei Personen ausstiegen. Die Strecke war wunderschön und führte über eine Passstrasse à la Suisse in Richtung Grenze:-) Der Grenzübertritt verlief ziemlich hektisch: Zuerst kam Unruhe auf, weil ein Libanese plötzlich seine Identitätskarte nicht mehr fand! Er musste sie irgendwo (entweder auf dem Grenzposten oder im Bus) verloren haben. So blieb ihm nichts anderes übrig, als auszusteigen und seine Tochter mit Enkel alleine über die Grenze fahren zu lassen. Dann zeigte sich wieder einmal wie korrupt und ihre Macht ausnützend Grenzbeamte sein können: Auf einer grossen Tafel über dem Schalter war deutlich geschrieben, dass ein Transitvisum für 48 Stunden gratis sei (wie es auch in Reiseführern und im Internet vermerkt ist): Dieses Visum wollten sie mir aber partout nicht aushändigen! Nach einem Geldwechsel zu üblen Kursen besorgte ich mir dann halt ein zweiwöchiges Visum...
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In Beirut angekommen konnte ich von der Erfahrung von zwei mitgereisten Franzosen profitieren, die hier studieren. Wir verliessen den im Stau steckenden Bus und begaben uns zu Fuss in die Innenstadt, was viel schneller ging! Bald hatte ich ein Hotel gefunden und ging kurze Zeit später mit ein paar anderen Hotelgästen aus der Schweiz, Norwegen und den USA zum gemütlichen Nachtessen. Danach machten wir uns noch Richtung Downtown auf, um ein wenig das Nachtleben Beiruts zu “geniessen“. Es war ein echter Kulturschock: Das Ausgangsviertel mit seinen vielen Schickimicki-Restaurants mit horrenden Preisen hätte gut und gerne auch irgendwo in einer spanischen, französischen oder italienischen Küstenstadt sein können! Auf einem kurzen Spaziergang entdeckte ich auch sonst vieles, was so gar nichts, mit dem was ich bisher in Arabien erlebt habe, zu tun hat: gesitteter Verkehr, die wohl weltweit höchste Offroader-Rate (hier gäbe es für Bastien Girod noch Einiges zu tun;-)), haufenweise Kitsch (sei es die pompöse Moschee oder Weihnachtsschmuck und -bäume) etc. Ich würde das Ganze kurz mit einem Wort beschreiben: dekadent!
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